10. Januar 2013

(*rezension*) Die Psychologin

(*Rezension*) Die Psychologin

Pünktlich zum Jahresbeginn stand ich vor meinem reichlich mit ungelesenen Büchern gefülltem Bücherregal und hatte die Qual der Wahl. Die Entscheidung war nicht gerade leicht, aber letztendlich habe ich mich für den Roman "Die Psychologin" von Carolyn Jess-Cooke entschieden.




Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Piper Taschenbuch (12. November 2012) 
Homepage des Verlages: www.piper-verlag.de 
Sprache: Deutsch 
Originaltitel: The Boy Who Could See Demons
Größe und/oder Gewicht: 18,8 x 12 x 3 cm




"Ich bin ein Eggenmann. Meine Aufgabe ist es, mich einzuschalten, nachdem die Schranken durchbrochen wurden, nachdem die Handlungen vollbracht worden sind und nachdem auch die Reue ihre Zähne tief ins Gedächtnis geschlagen hat. Dann egge ich die Seele, bis sie reif ist für die Samen des Zweifels und der Hoffnungslosigkeit, für die keine Sprache der Menschheit einen adäquaten Wortschatz besitzt. Ich könnte euch tausend Übersetzungen von >Qual< in den verschiedenen Sprachen der Menschenwelt geben, denn sie sind alle unterschiedlich, und doch keine davon kann auch nur annähernd die Komplexität dieser Gefühle erfassen. Der Grund dafür ist, dass es für die Arbeit, die ich leiste, keine Übersetzung gibt. Niemand muss erst in die Hölle geholt werden, um sie zu erfahren."
(Seite 203/ 204)


Kurzbeschreibung:

Anya Molokov ist Kinderpsychologin. Keine leichte Aufgabe für eine Frau, die ihre eigene Tochter unter mysteriösen Umständen verloren hat. Ihr Trauma erwacht zu neuem Leben, als Anya dem hochbegabten Alex begegnet. Denn der Zehnjährige sieht Dinge, die sonst niemand sehen kann. Und er kennt Geheimnisse von ihr, die sie niemandem je anvertraute. Je enger das Band zwischen den beiden wird, desto entschlossener ist Anya, Alex seinen Dämonen zu entreißen – egal, um welchen Preis … 

zum Inhalt

Ich kann nicht mehr sagen, mit genau welcher Erwartung ich an das Buch gegangen bin. Vielleicht habe ich mehr Spannung erwartet, vielleicht mehr Fachchinesisch oder mehr Grusel. Gefunden habe ich jedoch einen "richtigen" Roman, eine leicht nachzuempfindende Geschichte über eine Kinderpsychiaterin Anya Molokov, die den Tod der eigenen Tochter auch nach Jahren nur äußerst schwer verkraften kann und deren Wunden immer wieder aufgerissen werden. Durch ihre Arbeit im MacNeice House , einer psychiatrischen Einrichtung für Kinder und Jugendliche in Belfast, lernt Anya den zehnjährigen Alex Broccoli kennen. 

Er lebt zusammen mit seiner Mutter und seinem Hund in ärmsten Verhältnissen. Die Familie erhält soziale Hilfe und Unterstützung von Michael, einem Sozialarbeiter, der sehr um die Familie bemüht ist. Und jede Art von Hilfe ist dringend notwendig da Alex' Mutter schon mehrere Selbstmordversuche unternommen hat.
Im Laufe des Buches wird immer deutlicher, wie eng die Beziehung von Alex zu seiner Mutter ist, auch wenn diese kaum in der Lage ist sich entsprechend um ihren Sohn zu kümmern, denn in entscheidenden Moment ist es Alex, der sich um seine Mutter kümmert und sich für sie verantwortlich fühlt. 

Bereitwillig und von Anfang an sehr vertrauensvoll berichtet Alex Anya davon, dass er Dämonen sehen kann, und einer dieser Dämonen ist in den vergangenen Jahren zu seinem besten Freund geworden. Der Versuch, Alex zu behandeln und den Grund seiner Wahnvorstellungen zu finden, lässt Anya's Erinnerungen an ihre Tochter wach werden und ein weiterer Schicksalsschlag bringt Alex und Anya in Gefahr. 

Literatur zu psychischen Erkrankungen kann man sicherlich nicht so einfach als "schön" bezeichnen, aber dieses Buch überrascht tatsächlich mit einem unheimlich schönen Schreibstil. Ich brauchte nur wenige Seiten, um mich in die Geschichte (aber auch in die Hauptpersonen) hineinzufinden, die abwechselnd aus Sicht des zehnjährigen Alex und der Psychologin Anya beschrieben sind. Die Wahnvorstellungen von Alex sind so überzeugend und real beschrieben, dass sie einem weder dunkel noch wie ein Alptraum erscheinen und auch nicht von grundsätzlich böser Natur bzw. Absicht geprägt sind. Sie sind da und sind Teil von Alex' Alltag. 

Auch wird die Handlung der Geschichte in keinem Moment von ausschweifenden oder überladenen fachlichen Erklärungen zu psychischen Erkrankungen unterbrochen. Ganz im Gegenteil. Vom ersten Moment verfügt der Roman über ein Erzähltempo, bei dem man das Buch nicht beiseite legen möchte und es fast unmerklich in einem Rutsch liest.

Fazit

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn es vielleicht nicht zu dem Typ Buch gehört, von dem man noch lange Zeit nach dem Lesen schwärmt. Aber die sensible und einfühlsame Darstellung der Personen im Buch macht es zu einem guten Gesamtpaket und damit zu einem durchaus empfehlenswerten Buch!


Blick ins Buch

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