4. März 2013

(*rezension*) Worte sind nicht meine Sprache

(*rezension*)Worte sind nicht meine Sprache

Völlig überraschend habe ich eine Leseexemplar dieses Buches zur dazugehörigen Leserunde bei Lovelybooks gewonnen. So groß die Freude darüber auch war, so lange musste ich nun auch darauf warten bis endlich das Buch in den Händen halten und mit dem Lesen loslegen konnte...


Autor: Aidan Chambers
Homepages des Autors: www.aidanchambers.co.uk 
 
Originaltitel: Dying to Know You

Fester Einband, 304 Seiten

Verlag: Knesebeck (19. Februar 2013)
Homepage des Verlages: www.knesebeck-verlag.de 
 
Genre: Kinder- und Jugendbuch

 EUR 16,95 (D) - 24,50 sFr - EUR 17,50 (A)
 
  - -> Leseprobe < - -  

Welche Sprache hat die Liebe?

Karl, ein Junge aus einfachen Verhältnissen, ist verzweifelt. Das Mädchen Fiorella, in das er sich verliebt hat, verlangt von ihm, ihr Briefe zu schreiben: über sich, sein Leben und seine Gefühle für sie. Und so steht er eines Tages vor der Tür von Fiorellas Lieblingsschriftsteller und bittet ihn, diese Briefe für ihn zu schreiben. Entgegen aller Vernunft - und weil er in dem Jungen etwas Besonderes spürt - erklärt sich der alte Mann daran zu bereit. Doch das führt zu einer Kette ungeahnter Verwicklungen und fast in eine Katastrophe, die das Leben für sie alle von Grund auf verändert...

"Egal, wie sehr man jemanden liebt, man sollte immer etwas für sich behalten. Nie alles geben. Sonst kann man nicht man selbst sein.  Und beim Tod seines Vaters hatte Karl das Gefühl, als wäre er mit ihm gestorben. Das hat die ganzen Probleme ausgelöst. Er versucht mühsam, sich selbst zu finden. Will wissen, wer er ist. Was er ist." (Seite 252)
Der ruhige und introvertierte Karl ist verzweifelt. Weil es ihm schwer fällt, sich gegenüber seiner Freundin Fiorella zu öffnen und von seinen Gefühlen zu erzählen, verlangt sie von ihm, dass er dies mit Hilfe von Briefen tut und ihr ihre Fragen beantwortet. Die einzige Lösung die Karl sieht, ist, dass er Fiorellas Lieblingsschriftsteller aufsucht und ihn bittet, in seinem Namen die Briefe zu verfassen. Zuerst möchte dieser ablehnen, aber da er etwas besonderes in Karl sieht, sagt dieser überraschenderweise zu. Dies ist der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen Karl und dem Autor, die sich im Grunde sehr ähnlich sind. Und nicht nur der Autor hilft Karl, sondern Karl hilft auch dem Autor. 

Als ich mich bei der Leserunde beworben habe, ist mir zu allererst das Cover aufgefallen, dass in einem wunderschönen zarten türkis und weiß gehalten ist und auf dem ein Goldfisch (und sein Spiegelbild) zu sehen sind. Fische spielen auch eine Rolle im Buch, denn ein Hobby von Karl ist das Angeln und so still und leise wie man beim Angeln sein muss, ist Karl. 

Anfangs hatte ich kurzweilig - warum auch immer - das Problem, dass ich nicht recht auseinanderhalten konnte, wer im Gespräch von Karl und dem Schriftsteller nun derjenige ist, der jetzt eigentlich spricht, aber nach einigen Seite hatte ich mich gut in die Geschichte eingefunden. Überraschenderweise wird diese nicht, wie man es vielleicht erwartet, aus Sicht des achtzehnjährigen Karls berichtet, sondern aus Sicht des Schriftstellers, dessen Namen man im gesamten Buch nicht erfährt.

Ebenfalls hatte ich erwartet, dass die Briefe, die Karl seiner Freundin Fiorella schreiben soll und bei diesen Karl die Hilfe des Schriftstellers in Anspruch nimmt, wesentlich mehr im Mittelpunkt stehen würden. Doch das Buch überrascht mit einer insgesamt sehr ruhigen und mitunter nachdenklichen Geschichte, in der es nicht vorrangig um die Liebe geht, sondern darum, sich selbst zu finden, sein eigenes Ich zu finden und Unsicherheiten zu überwinden. Wie wichtig dabei eine Bezugsperson ist, zeigt dieses Buch hervorragend mit der aufgrund des Altersunterschiedes doch eher außergewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Schriftsteller und Karl. 

Insgesamt ist die Idee zum Buch sehr schön, wenn auch vielleicht die Umsetzung nicht immer ganz gelungen ist. Ich finde, dass die an sich schon sehr ruhige Geschichte im letzten Drittel einiges an Handlung und Dynamik verliert. Die Charaktere finde ich insgesamt sehr gut dargestellt; der Schriftsteller, der nicht nur die Gespräche z. B. mit Karl wiedergibt, aber als Erzähler fungiert. Karl, der im Laufe des Buches dem Leser ein Stück immernoch entfernt und unscheinbar bleibt, was sicherlich so vom Autor auch gewollt ist, um zu untermauern, dass Karl ein wortkarger, in sich gekehrter Charakter und vielleicht auch ein Einzelgänger ist. Und natürlich auch Fiorella, die ein komplett anderer Typ als Karl zu sein scheint; wesentlich selbstsicherer und auch etwas verwöhnt. Zumindest ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass die beiden irgendwie nicht zusammengehören.
Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gefallen, auch wenn ich mir von der Geschichte etwas mehr oder auch etwas anderes erhofft hatte. Im letzten Drittel habe ich etwas Leselust eingebüßt, einfach weil die Handlung meines Erachtens ins Stocken kam. Dennoch behandelt das Buch ein für Jugendliche sehr wichtiges Thema und ich denke, dass es dennoch seinen Zuspruch findet. Positiv hervorheben muss ich auf alle Fälle, dass der Schriftsteller mit derart präszisen Worten Dinge ausdrückt oder Themen anspricht, die man ruhigen Gewissen als hochphilosophisch nennen darf, denn aus Sicht des Schriftstellers sind Worte definitiv seine Sprache! 
Trotzdem hat mich das Buch nicht vollends mitgezogen, deshalb vergebe ich "nur" drei Leseeulen.





Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich beim Knesebeck-Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars!

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